Der älteste Sonnenschutz der Welt – die Markise

Lesedauer 6 Minuten

„Überall sollen die gelblichen, roten und blauen Sonnensegel – befestigt an Masten und Sparren – die Bühne und den Zuschauerraum mit gefärbtem Licht durchflutet haben, das durch das Auftreffen des Sonnenlichts auf den Stoff entstand (Lucr. 4, 73–83).“

Die Markise - Ältester Sonnenschutz der Welt

So beschreibt bereits der römische Dichter Lucrez im 1. Jahrhundert v. Chr. die visuelle Wirkung von farbigen Sonnensegeln – oder eben Markisen -, die in Theatern aufgestellt worden waren, um den Zuschauern Schutz vor dem sengenden Sonnenlicht zu gewähren. Damit sind gleich zwei Dinge schon vor über 2000 Jahren genauso wichtig wie heute: Der Sonnenschutz einer Markise per se und ihr Design.

Welche Arten von Markisen gibt es?

In unserer heutigen Zeit existieren von einer Markise viele verschiedene Formen – von den klassischen Gelenkarmmarkisen über die Kassettenmarkisen bis hin zu der hochmodernen Senkrechtmarkise.

Die Gelenkarmmarkise

Die Gelenkarmmarkise ermöglicht ein waagerechtes Ausziehen des Tuches unter einem minimalen Neigungswinkel. Die Markisenbespannung ruht auf einer beweglichen Konstruktion, die beim Ausfahren und beim Straffen der Gelenkarme mit Gas- oder Stahldruckfedern arbeitet. Die gelenkigen Arme aus leichtem Aluminium sind grundlegend für die Namensgebung der Markisen. Äußerst günstig sind Gelenkarmmarkisen für den privaten Nutzer, weil sie preislich sehr attraktiv sind. Das liegt daran, dass keine Kassette zum Einsatz kommt welche das Markisentuch sowie die Mechanik vor Witterungseinflüssen schützt. Wenn möglich bietet sich eine Gelenkarmmarkise für den Einsatz an Dachsparren an. Aber auch die Anbringung eines optionalen Regendaches an der Markise ist möglich.

Hülsenmarkisen bzw. Halbkassettenmarkisen

ine andere Bezeichnung für Hülsenmarkise ist neben Halbkassettenmarkise ebenfalls Tuchkassettenmarkise. Diese Bauart ist durch die auf der in einer Hülse aus korrosionsbeständigem Aluminium integrierte Tuchwelle charakterisiert. Die Gelenkarme befinden sich direkt unter der Metallhülse.
Bei den Hülsenmarkisen werden mehrere Varianten hergestellt. Das sind die Hülsenmarkisen mit einem Blende-Ausfallprofil und einem Tragrohr, bereits vormontierte Innovationen und Hülsen-Markisen mit universell anbaubaren Wand- und Deckenhalterungen.
Der größte, charakteristische Unterschied einer Halbkassettenmarkise zu Gelenkarm- oder Kassettenmarkisen ist der Schutz des Markisentuches in der Kassette. Die Mechanik befindet sich, bei geschlossener Anlage, nicht innerhalb der Kassette.

Was ist eine Kassettenmarkise?

Im Unterschied zu anderen Markisen ist das Markisentuch bei der Kassettenmarkise samt allen mechanischen Funktionsteilen in einer Kassette oder einem Kasten vor Witterung geschützt eingeschlossen. Die Basis für die Kassettengehäuse sind selbsttragende Profile mit hoher Stabilität, die maschinell stranggepresst werden.

Aufbau einer Kassettenmarkise

Senkrechtmarkisen

Am Ehesten beschreibt der Begriff „Aussenrollo“ den Aufbau und die Funktionalität einer Senkrechtmarkise. Aber auch „Vertikalmarkise“, „Fenstermarkise“ oder „Fallmarkise“ sind Begriffe, die dieser Sonnenschutzanlage zugeordnet werden können. Sie sind der perfekte Schutz vor Sonne und Überhitzung der Räume. Senkrechtmarkisen werden von aussen an den Fenstern montiert. Spezielle Stoffe (Zipscreens) sorgen dafür, dass man freien Blick nach aussen und gleichzeitigen Sichtschutz für die Räume hat.
Neben unterschiedlichen Kassettenformen sind Senkrechtmarkisen mit Führungsschienen oder Seilverspannungen erhältlich. Die Bedienung erfolgt in der Regel mittels Elektromotor oder Funkmotor.

Aufbau einer Senkrechtmarkise

Fallarmmarkisen und Markisoletten

Fallarmmarkisen

Fallarmmarkisen eignen sich bestens für kleine Balkone und Fenster. Aufgrund ihrer Konstruktion spenden Sie nicht nur viel Schatten sondern gewährleisten auch eine gute Sicht nach außen. Beim Einfahren der Markise wird das Markisentuch, meist innerhalb einer Kassette, aufgerollt und die Arme der Markise nach oben gezogen. Fallarmmarkisen, oder auch Fassadenmarkisen und Ausstellmarkisen genannt, können eine gute Alternative zu Senkrechtmarkisen sein.

Markisoletten

Am Besten beschreibt man Markisoletten als Kombination von Fallarm- und Senkrechtmarkisen. Während das Markisentuch zunähst senkrecht nach unten fährt, kann anschließend ein Teil davon schräg nach vorne ausgefahren werden. Markisoletten sind außerdem ein äußerst dekoratives Gestaltungselement und ein Blickfang für Hausfassaden.

Wintergartenmarkise innen oder außen

Das Beschatten von Wintergärten ist sowohl im Winter als auch im Sommer der Wunsch der Besitzer. Mit speziellen Wintergartenmarkisen für Innen- und Außenbereiche lässt sich dieser Wunsch erfüllen. In Anlehnung an den Verwendungszweck der jeweiligen Markisen und dem Montageort werden diese auch als Unterdachmarkisen und Unterglasmarkisen deklariert. Eine ausreichende Wintergartenbeschattung kann alternativ dazu mit außen befestigten Markisen umgesetzt werden. Wintergartenmarkisen für außen können durch elektrische Aggregate genauso komfortabel und nutzerfreundlich gestaltet werden, wie eine Wintergartenbeschattung, die sich innen befindet.

Seitenmarkisen

Eine Seiten- bzw. Vertikalmarkise kann auch unter folgenden Begriffen im Handel gefunden werden: Seitenzugmarkisen, Seitenauszugsmarkisen, Seitenbeschattung oder Windschutzwand. Aufgrund universeller, flexibler Gerüste und ausgeklügelter Haltetechnik können die Markisen vielseitig befestigt werden. Als perfekter Wind- und Sichtschutz eignen sich daher die Seitenmarkisen, die Sie mit wenigen Handgriffen gleichzeitig als Trennwand zum Nachbarbalkon oder zur anliegenden Terrasse aufstellen können.

Freistehende Markisen

Markisendächer oder freistehende Markisen sind eine lohnenswerte Anschaffung, wenn Sie Sonnenschutz suchen, den Sie dort aufstellen können, wo Sie möchten. Die Montage ist denkbar einfach. Derartige Beschattungssysteme sind unabhängig von baulichen Voraussetzungen aufstellbar.

Pergolamarkisen

Pergolamarkisen, deren Benennung an die Pflanzenpergolen angelehnt ist, sind von ihrem Grundaufbau für umfangreiche Flächen konzipiert. Standsichere Kassettenprofile in Einheit mit passenden Ausfallblenden, Führungsschienen und bedarfsgerecht fixierbare Standsäulen sind die technischen Voraussetzungen für diese Modelle. Das optisch ansprechende Design der Pergolamarkisen verleiht dieser Terrassenüberdachung ein schlankes, eher unauffälliges Aussehen.

Korbmarkisen

Hinter der Korbmarkise verbirgt sich ein Sonnenschutzelement, das sich durch eine recht eigenwillige Form auszeichnet. Korbmarkisen haben schon eine lange Tradition. Das Markisentuch ruht auf einem Korpus aus Metallstreben, die zu einem Viertelkreis gebogen werden. Sie können eine Korbmarkise entweder als faltbare beziehungsweise Faltmarkise oder als feste beziehungsweise Festmarkise nutzen. Ein Pro für die Korbmarkise ist deren belastbare Gestellausführung. Die abgerundeten, haubenartigen Korbmarkisen gelten daher als überaus widerstandsfähig gegenüber Regen und starkem Wind.

Gelenkarmmarkisen, Kassettenmarkisen und Senkrechtmarkisen

Doch woher kam sie eigentlich, die Markise, und woher stammt ihre Bezeichnung?

Wie eingangs schon erwähnt, waren der antiken römischen Gesellschaft sogenannte vela – riesige Sonnensegel – als Art der Markisen in Theatern, aber auch für Tempel und Foren, allgemein bekannt und wurde darüber hinaus auch in der Form eines Herrschaftssymbols von den römischen Kaisern verwendet. Denn wer ist mächtiger als der, der die Sonne mit riesigen Segeln bedecken kann? (Lesen Sie auch „Sonnenschutz im antiken Rom„). Doch der Ursprung der Markise ist weitaus älter. So gibt es bereits Berichte, dass im Alten Ägypten und in den vorderasiatischen Reichen der Assyrer und Babylonier des 2. und 1. vorchristlichen Jahrtausends große bemalte Stofftücher vor der Sonne schützen sollten. Auch im klassischen Griechenland des 5.-4. Jahrhunderts waren mit dem Terminus (παραπέτασμα – parapétasma) Tuchvorhänge und große Stoffe in Verwendung, die gleich Sonnensegeln oder eben Markisen, für private Wohnungen genutzt oder vor Tempeln aufgestellt wurden.
Doch mit dem Übergang zum Mittelalter geriet diese antike Form der Markise zunehmend in Vergessenheit – ein Hauptgrund war sicherlich, dass Sonnensegel in ihrer bisherigen Verwendung nicht mehr benötigt wurden. Denn im Jahr 380 wurde durch das Edikt Cunctos Populos des Kaisers Theodosius I. das Christentum als Staatsreligion etabliert. Infolgedessen wurden die „heidnischen“ öffentlichen Spiele, insbesondere die Gladiatorenkämpfe (munera genannt), bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. sukzessive abgeschafft und verdrängt. Der Hauptzweck der antiken Markisen verschwand damit. Erst im 18. Jahrhundert in Frankreich kamen Markisen aus Holz und Stoff, hier jedoch für Fenster, wieder in Mode und verbreiteten sich in den folgenden Jahrhunderten auf der ganzen Welt.

Ältester Sonnenschutz der Welt - Die Markise

Woher stammt der Begriff Markise?

Der etymologische Ursprung dieses Wortes geht auf die französische Form für Marktgräfin – marquise – zurück. Seit dem frühen 18. Jahrhundert ist damit aber auch in der Soldaten- und Seemannssprache ein „Überzelt“ oder „zusätzliches Zeltdach“ gemeint. Möglicherweise spielt diese Bezeichnung auf das, im Vergleich zu dem der einfachen Soldaten, opulent ausgestattetes Zelt des Offiziers an und verspottet diesen dadurch, dass er so komfortabel wie eine Marktgräfin lebe. In der Bedeutung als „Zeltdach“ gelangte das Wort schließlich in den allgemeinen Sprachgebrauch.

Ein Beweis dafür ist die bis Mitte des 19. Jahrhunderts übliche Schreibweise marquise. Schließlich wandelte sich die Semantik und aus dem Zeltdach wurde ein „Sonnendach vor Tür oder Fenster“.

Weiterführende Literatur:
Chapot, Victor, Le Dictionnaire des Antiquités Grecques et Romaines Bd. 5: T-Z, hg. von Charles Daremberg und Edmond Saglio, Graz 1969 (ND), 671-677, s.v. velum.

Wolfang Pfeifer et al. (Hgg.), Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, s.v. »Markise« (https://www.dwds.de/wb/Markise) abgerufen am 02.02.2023

Navarre, O., Le Dictionnaire des Antiquités Grecques et Romaines Bd. 5: T-Z, hg. von Charles Daremberg und Edmond Saglio, Graz 1969 (ND), 677-680, s.v. velum et velarium.

Und wer Lucrez selbst lesen möchte:
Lucr. = Titus Lucretius Carus, De rerum natura (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), hg. von Josef Martin, Stuttgart 51992.

Christopher Decker M.A.
(Doktorand der Alten Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München)

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